Einheimische Arten sind gegenüber hiesigen Schädlingen und Krankheiten widerstandsfähig, doch gegen gebietsfremde Organismen besitzen sie oft nur geringe oder gar keine natürlichen Abwehrkräfte, sodass sie buchstäblich ausgelöscht werden können. Umgekehrt können sich Tiere oder Insekten, die in ihrem angestammten Lebensraum natürliche Feinde haben, in der neuen Umwelt, wo solche Gegenspieler fehlen, rasch vermehren und die einheimischen Arten verdrängen. Darwins Theorie der natürlichen Selektion bewies, dass die jeweils stärksten Arten im Verlauf von Jahrhunderten oder Jahrtausenden die Dominanz erringen. Doch die heutige Mobilität stört diesen Evolutionsprozess, indem sie mit beispielloser Geschwindigkeit dafür sorgt, dass konkurrierende Arten auf nicht natürlichem Weg miteinander in Kontakt kommen. Invasive Arten, oft auch als invasive gebietsfremde bzw. nicht-einheimische Arten bezeichnet, kommen in allen Formen und Größen vor.
Die meisten nicht-europäischen Arten wurden mit Absicht eingeführt wie zum Beispiel robustere und schneller wachsende Bäume und Nutzpflanzen, Gartenzierpflanzen oder Haustiere. Zum Problem werden sie erst dann, wenn sie in die Umwelt gelangen oder freigesetzt werden. Andere unerwünschte Exoten kommen unbeabsichtigt zu uns, als „blinde Passagiere“ im Laderaum von Flugzeugen oder in Schiffscontainern.
Invasive Arten sind eine große, rasch zunehmende Bedrohung für die biologische Vielfalt Europas. Neben den Problemen für die Natur können sie auch gesundheitliche oder wirtschaftliche Schäden verursachen. Entstehen durch eine expansive Verbreitung von invasiven Arten Gefährdungen für Ökosysteme, Biotope und heimische Arten, ist nach den Bestimmungen des Bundesnaturschutzgesetzes einzugreifen, soweit der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gewahrt ist.
Gebietsfremde Pflanzenarten, wie Herkulesstaude, Goldrute, Japan-Knöterich und Drüsiges Springkraut, kommen in Südhessen nahezu überall vor. Eine generelle Entfernung von Massenbeständen ist unrealistisch und hätte selbst bei konsequenter mehrjähriger Bekämpfung unter hohem Kosten- und Personaleinsatz keine Aussicht auf Erfolg. Hier gilt es zu prüfen, in welchen Bereichen eine Bekämpfung sinnvoll erscheint, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
Die Anpflanzung von standortgerechten Gehölzen sowie Renaturierungsmaßnahmen von Gewässersystemen unterstützen die Wiederherstellung eines gesunden Lebensraumes.
Sinnvoll kann es ferner sein, bestimmte Pflanzen – oder Tierarten auf ihre Eignung zur invasiven Art zu beobachten, um so rechtzeitig tätig werden zu können.
Weitergehende Informationen für die Praxis finden Sie unter unseren Downloads mit einem Flyer und diversen Steckbriefen mit Handlungsempfehlungen sowie eine Empfehlung für Gärtner, Planer und Verwender zum Umgang mit invasiven Arten.
© Europäische Gemeinschaften, 2010 (teilweise)