Jetzt soll im Bingenheimer Ried ein Konzept umgesetzt werden, das in den vergangenen drei Jahren anderenorts zum Erfolg führte. 2017 wurde in der Nähe des Reichelsheimer Flugplatzes eine rund sechs Hektar große Fläche durch einen 1,65 Meter hohen, elektrisch gesicherten Gitterzaun vor dem Eindringen von Räubern wie Füchsen, Waschbären und Wildschweinen geschützt. Dadurch stieg der Bruterfolg seltener Vogelarten dort enorm an. 2020 wurden deshalb zwei weitere Zäune in der Wetterau installiert.
Einer begrenzt ein rund 20 Hektar große Fläche in den Niederwiesen von Ilbenstadt, der andere eine rund sieben Hektar große Fläche, die im Naturschutzgebiet Ludwigsquelle bei Karben liegt. Auch dort nahmen die Vögel diese vor großen Beutegreifern geschützten Flächen sofort sehr gut an. Aufgrund dieser bemerkenswerten Erfolge stimmte das für das Schutzgebietsmanagement zuständige Regierungspräsidium (RP) Darmstadt dem neuen bisher größten Wiesenbrüter-Schutzprojekt in Hessen zu.
Das Naturschutzgebiet (NSG) Bingenheimer Ried ist eines der landesweit bedeutendsten Refugien seltener Amphibien- und Vogelarten. Es gilt als eines der wertvollsten hessischen Brutareale für Kraniche. Rund 30 Vogelarten, darunter vier Entenarten, brüten dort. Hinzu kommen weitere Bodenbrüter wie Kiebitz und Bekassine, deren Gelege durch den Zaun geschützt werden. Das Vorhaben wurde mit den vor Ort tätigen Akteuren aus Landwirtschaft und Jagd sowie mit den Kommunen abgestimmt. Dabei konnten die wenigen Bedenken gegen die rund 85 Hektar umfassende Einzäunung ausgeräumt werden. Mit den Vorarbeiten zum Bau des Zauns wurde bereits begonnen.
Hintergrund
Hauptursachen für den starken Rückgang der Bodenbrüter sind der Verlust von Lebensraum durch die Entwässerung von Feuchtwiesen, das Umpflügen oder das frühe Mähen des Grünlandes.
Heute, nach intensiven Bemühungen zur Lebensraumverbesserung, bedrohen vor allem Räuber wie Füchse und Waschbären den Bruterfolg und damit einen Wiederanstieg der Bodenbrüterpopulationen. Allein die hessische Kiebitz-Population ist in den vergangenen 30 Jahren um rund 90 Prozent gesunken.
In der Wetterau liegt ein Verbreitungsschwerpunkt der noch vorhandenen hessischen Kiebitz-Population. Auch wenn es langfristig nicht Ziel des Naturschutzes ist, großräumige Zäune in der freien Landschaft zum Schutz von stark bedrohten Arten zu errichten, können die geschützten Flächen mittelfristig dazu dienen, Populationen aufzubauen, von denen eine Ausbreitung der Arten in parallel dazu weiter zu entwickelnde geeignete Habitate stattfinden kann.
Das Forstamt Nidda setzt im Auftrag des Regierungspräsidiums Darmstadt das Gebietsmanagement für das EU-Vogelschutzgebiet Wetterau sowie die darin befindlichen Naturschutzgebiete um. Es wird dabei von der ehrenamtlich tätigen Arbeitsgemeinschaft (AG) Wiesenvogelschutz Wetterau der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz unterstützt, etwa bei der Dokumentation der (Jung-)Vögel.