Auch in Hessen war es klimatisch in den letzten Jahren zu warm und zu trocken, sodass - Stand Anfang 2022 - die resultierenden Defizite im Grundwasser auch durch zeitweilige Niederschläge bislang nicht wieder ausgeglichen werden konnten. Neue versiegelte Flächen laufen zudem der Grundwasserneubildung zusätzlich zuwider. Die Grundwasserneubildung hängt nämlich wesentlich von Art und Umfang der Niederschläge ab (von denen der verdunstende Anteil noch abzuziehen ist) und auch von den durch Landnutzung und Landoberfläche beeinflussten Versickerungsmöglichkeiten.
In urbanen Räumen sollten deshalb möglichst viele Flächen entsiegelt und für eine ortsnahe Retention und Versickerung von Niederschlagswasser zur Verfügung gestellt werden - über Grünflächen oder bewachsene Bodenfilter. Und auf land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen wäre bei der Bodenbearbeitung auf eine intakte Bodenkrume zu achten, zum Beispiel indem Entwässerungsgräben rückgebaut und mehr standortgemäße Laub- und Nadelmischwälder etabliert werden. Tatsache in diesem Zusammenhang ist, dass die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Hessen immer noch täglich um etwa drei Hektar zunimmt. Also 30.000 Quadratmeter zusätzliche Versiegelung an jedem einzelnen Tag!
Grundwasser versorgt Pflanzen mit Wasser, bildet wertvolle Feuchtbiotope und speist nebenbei noch Seen, Bäche und Flüsse. Gerade in trockenen Jahreszeiten stammt ein großer Teil der Oberflächengewässer aus Grundwasser. Auch der Nutzen des Grundwassers für uns Menschen als Trink- und Brauchwasserreservoir, aber auch für Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft als Produktionsfaktor, ist wesentlich. Für nur wenige Euro-Cent pro Liter für unser Lebensmittel Nr. eins, das Trinkwasser, das zuvor als „Rohwasser“ aus den Grundwasserreservoirs gefördert, gepumpt, gespeichert, aufbereitet, abgeleitet, verteilt, überwacht und dann sauber, frisch und klar aus unseren Wasserhähnen sprudelt – Daseinsvorsorge, verfügbar 24 Stunden am Tag, jeden Tag der Woche.
Im Regierungsbezirk Darmstadt ist ein guter chemischer Zustand des Grundwassers noch nicht überall erreicht. Chemischen Belastungen durch menschliche Tätigkeiten schaden der gesamten Umwelt und sind so auch nachteilig für die Qualität des Grundwassers, punktuell durch Unfälle oder Altlasten, aber auch flächenhaft durch die Landbewirtschaftung.
Von den 127 Grundwasserkörpern in Hessen befinden sich 29 in einem schlechten chemischen Zustand, vor allem aufgrund der Gehalte an Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, aber durch andere Spurenstoffe sind nachweisbar.
Grundwasser weist oftmals eine lange Verweilzeit auf – und mit ihm die darin enthaltenen Schadstoffe. Verbesserungen der Grundwasserqualität stellen sich insofern nur langsam ein, trotz der bereits ergriffenen Maßnahmen, wie zum Beispiel gewässerschutzorientierte Beratung der Landbewirtschafter zur Reduzierung von Nitrateinträgen oder zur kompletten Umstellung auf ökologischen Landbau und naturnahe Waldbewirtschaftung.
Eher vorsorgenden Charakter zur Bewahrung der Grundwasserqualität haben die behördliche Festsetzung von Wasserschutzgebieten mit entsprechendem Risikomanagement durch kommunale Wasserversorger. Ebenso die Verankerung von Themen zum Grundwasserschutz im Landesentwicklungsplan, in den Regionalplänen, den Bauleitplanungen und in der überregionalen Infrastrukturplanung für Straßen und Bahnstrecken.
Zur Bewahrung unseres unsichtbaren Schatzes in Hessen ist eine nachhaltigere Grundwassernutzung durch jeden einzelnen von uns dringend geboten: mehr Konsistenz (also im Einklang mit der Natur), mehr Effizienz (also sparsame Verwendung des Grundwassers) und - ganz wichtig - mehr Suffizienz (also nicht mehr Grundwasser entnehmen, als unbedingt erforderlich ist).
Hintergrund: Grundwassermessstellen und Quellen
Um all die Daten zur Überwachung und zum Schutz dieser wichtigen Ressource zu erhalten, werden in Hessen die Grundwässer kontinuierlich überwacht. Dazu stehen verschiedene Messnetze zur Verfügung. Das Messnetz des Landesgrundwasserdienstes (LGD) überwacht zum Beispiel sowohl den mengenmäßigen Zustand als auch die Qualität des Grundwassers.[1]
Exemplarisch für die drei Umweltabteilungen im Regierungspräsidium Darmstadt betreut der hydrologische Messdienst der Abteilung Umwelt Wiesbaden als Teil des Landesgrundwasserdienstes im Rheingau-Taunus-Kreis, der Landeshauptstadt Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis sowie dem Hoch-Taunus-Kreis zurzeit 80 Grundwassermessstellen und fünf Quellen. Davon sind 35 Grundwassermessstellen und vier Quellen aktiv und liefern verlässliche Messdaten.
Die Messstellen dienen vornehmlich der Erfassung und Sammlung von quantitativen Gewässerdaten. Erfasst werden die Wasserstände beziehungsweise die Höhe des Grundwasserspiegels und gegebenenfalls auch die Wassertemperatur. Die meisten Messungen werden noch herkömmlich mittels Kabellichtlot beziehungsweise Brunnenpfeife und Temperaturmessgerät von 25 aktiven „Beobachterinnen“ oder „Beobachtern“ ausgeführt. Die sogenannten „Beobachterinnen“ oder „Beobachter“ schreiben ihre Messungen in einen Erfassungsbeleg nieder und übermitteln diese meist in drei-monatlichen Abständen per Post oder E-Mail an unser hydrologisches Messteam. Die Messdaten werden dann von Mitarbeitern des RP-Darmstadt weiterverarbeitet und anschließend in „GruWah“, die Grundwasserdatenbank des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG), eingepflegt.
Da auch das Land Hessen die Digitalisierung voran treibt und es immer weniger Menschen gibt, die die Arbeit der sogenannten „Beobachterinnen“ oder „Beobachter““ durchführen wollen, wird auch bei den Messstellen der Umweltabteilungen im RP-Darmstadt zunehmend auf eine elektronische Datenerfassung zurückgegriffen. Die Daten werden mit einer Sonde im Grundwasserkörper gemessen und in einem sogenannten Datenlogger(Datensammler) erfasst.
Bei den Messstellen der Abteilung Umwelt Wiesbaden ist das bereits bei acht Grundwassermessstellen der Fall. Bei zwei Messstellen werden in verschiedenen Abständen die Daten von unseren Mitarbeitern aus den Datenloggern mittels Laptop ausgelesen und anschließend auch hier in GruWah eingepflegt oder direkt an das HLNUG weitergeleitet.
Bei sechs weiteren Grundwassermessstellen werden die Daten bereits per Datenfernübertragung (DFÜ) direkt an die HLNUG weitergeleitet und sind so meist schon am nächsten Tag im Internet und im Viewer der Datenbank ersichtlich. Mittelfristig soll die digitale Datenerfassung weiter ausgebaut werden, sofern ein ausreichend gutes Funknetz eines Telekommunikationsanbieters an unseren Messstellen verfügbar ist.
Die Mitarbeitenden im Messdienst sind ständig im Einsatz, um die Erfassung der Messdaten beziehungsweise den Fluss der Daten zuverlässig zu gewährleisten. Das bedeutet zum einen die Aufrechterhaltung des Kontaktes zu den Beobachtern, Materialergänzung und die Eingabe der übermittelten Daten. Zum anderen muss aber auch dafür gesorgt werden, dass die Messstellen und Anlagen gepflegt, repariert und gewartet werden. Kleinere Reparaturen, der Tausch von SIM-Karten sowie erforderlichen Software-Abstimmungen werden von unseren Team des Messteams geleistet. Ein aufwändiges Unterfangen, das sich allerdings lohnt zum Schutz des unsichtbaren Schatzes.
Nackte Fakten:
Ganzjährige Quantitative Erfassung der Grundwassermessstellen im Zuständigkeitsbereich der Abteilung Umwelt Wiesbaden des RP an
- 35 Grundwassermessstellen und an vier Quellen
- durch 25 sogenannte Beobachter (Ehrenamtlich tätige Personen)
- und an zehn Messstellen mit Datenloggern
- davon erfassen acht Messstellen, die Daten automatisch
- zwei Messstellen müssen digital ausgelesen werden
- sechs Messstellen arbeiten mit Datenfernübertragung
- davon erfassen acht Messstellen, die Daten automatisch
Quellen:[1] Webseite HLNUGÖffnet sich in einem neuen Fenster