Obwohl die „Ranger“ vor Ort weniger unterwegs waren, registrierten sie während ihrer Einsatzzeiten in den Gebieten mehr Regelverletzungen. Hintergrund ist der sprunghaft gestiegene Nutzungsdruck infolge der Corona-Pandemie, weshalb das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt die Bevölkerung abermals zu einem sensibleren Freizeitverhalten auffordert.
„Nur gemeinsam können wir bedrohte Tier- und Pflanzenarten hier bei uns bewahren“, appelliert Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid an die Menschen in der Region. Immerhin fast 2,5 Prozent der Fläche Südhessens stehen unter Schutz. Schilder und Infotafeln sollten deshalb gelesen und Freizeitaktivitäten wie Baden, Grillen und Sport auf Flächen außerhalb der Schutzgebiete verlegt werden. Diese dienen der hierzulande selten gewordenen Flora und Fauna schließlich als (Über-)Lebensraum.
Anders als in den Vorjahren waren freilaufende Hunde 2020 nicht das Hauptproblem in Südhessens Naturschutzgebieten. Stattdessen wurden dort vermehrt Personen angetroffen, die sich abseits der ausgewiesenen Wege aufhielten. Die Pandemie spiegeln besonders die Zahlen der Verstöße durch Freizeitaktivitäten wie Angeln, Reiten, Baden, Grillen und Campen wieder. Häufig wurden auch Pflanzen entnommen und Abfälle hinterlassen.
Der Reinheimer Teich bei Darmstadt beispielsweise, an dem schon seit 1975 ein absolutes Betretungs- und Badeverbot gilt, war im Sommer Ziel von Ausflüglern, die hier ihre Freizeit verbrachten, ihre Hunde freilaufen ließen und auf den Wiesen zwischen den Schilf-Feldern picknickten. Ein ähnliches Bild bot sich in vielen anderen Gebieten, wie der Schwanheimer Düne in Frankfurt und dem Mönchbruch bei Rüsselsheim. Dadurch wurde die Natur im ohnehin schon stark belasteten Rhein-Main-Gebiet weiter beeinträchtigt.
Selbstverständlichen können und sollen Südhessens Naturschutzgebiete zu Erholungszwecken weiter besucht werden – als Hunde- oder Grillplatz taugen sie jedoch nicht. Solch rücksichtsloser Umgang mit der heimischen Flora und Fauna wird auch künftig konsequent verfolgt und gegebenenfalls zur Anzeige gebracht. Vor allem in der Nähe von Wohngebieten hat der Freizeitdruck besorgniserregend zugenommen, weshalb die Ranger schon seit Ende Februar wieder verstärkt vor Ort kontrollieren und die Besucherinnen und Besucher sensibilisieren.
Im vergangenen Jahr führten die Ranger fast 1000 Informationsgespräche mit Erholungssuchenden, Spaziergängern und Wanderern, etwa über die Funktion des jeweiligen Schutzgebietes und die dort vorhandenen Tier- und Pflanzenarten. Die Einsatzstellen sind bei den Forstämtern Darmstadt, Dieburg, Groß-Gerau, Lampertheim, Langen, Nidda und Hanau-Wolfgang angesiedelt. Seit 1994 ist die Wacht von März bis Oktober im Einsatz – vorwiegend an den Wochenenden, wenn das Besucher-Aufkommen am größten ist.
Die Wächterinnen und Wächter gehen einer regulären Beschäftigung in der Forstwirtschaft nach und arbeiten auf freiwilliger Basis zusätzlich in der Wacht mit. Hierzu haben sie sich im Naturschutz weitergebildet und unterstützen nun das RP als Obere Naturschutzbehörde, unter anderem auch beim Monitoring der einzelnen Gebiete, etwa im Rahmen von Vogelzählungen. Aus ihren Einsatz-Protokollen werden auch Problembereiche ermittelt, die falls nötig Maßnahmen bis hin zu Wegesperrungen nach sich ziehen.
Mehr Informationen dazu gibt es auf der Website des Regierungspräsidiums.