Dieser Sommer war mit wenig Regen, etlichen Hitzephasen und extrem niedrigen Rhein-Wasserständen ein kritisches Jahr für die Bewirtschaftung des Lampertheimer Altrheinsees. Durch den ganzjährigen Betrieb der dort installierten Zirkulationsanlagen konnten die Sauerstoffverhältnisse im Heegwasser jedoch stabil gehalten werden, weshalb eine Notbelüftung mit Diesel-Aggregaten zu keinem Zeitpunkt notwendig war. Dank des größeren Sauerstoff- und Temperaturpuffers konnte das Heegwasser die hochsommerlichen Temperaturen unbeschadet überstehen.
Zur nachhaltigen Erholung des Heegwassers lässt das Regierungspräsidium Darmstadt seit über zwei Jahren vier Zirkulationsanlagen in dem Lampertheimer Altrheinsee ständig laufen. Die solarbetriebenen Anlagen arbeiten nahezu lautlos und sind chemie- sowie geruchsfrei. Die Anlagen sind ganzjährig auf dem Gewässer im Einsatz, wälzen also auch im Winter den Wasserkörper um. Die Vogelwelt und übrige Fauna im Naturschutzgebiet des Altrheins werden durch den Betrieb nicht gestört. Zuvor mussten in dem See immer wieder dieselbetriebene Aggregate eingesetzt werden, um ein Fischsterben abzuwenden.
Die Zirkulationsanlagen bringen den Luftsauerstoff nicht von außen in das Gewässer ein. Vielmehr erzeugen Paddel und ein Saugschlauch eine allmähliche Umwälzung des gesamten Wasserkörpers, verteilen den vorhanden Sauerstoff und tragen zu einer Restauration des Sees bei. Durch die Rotation wird sauerstoffarmes Tiefenwasser nach oben gefördert und vermischt sich dort mit dem sauerstoffreichen Oberflächenwasser. Das sauerstoffhaltige Wasser wird wieder zum Grund geleitet und reichert das Tiefenwasser an. Der Sauerstoffeintrag belebt die Bakterienwelt am Seegrund und diese baut die organischen Faulschlämme ab. Folglich wird die Gewässerökologie im Heegwasser langfristig wieder regeneriert, ohne das natürliche Umfeld zu stören.
Das Regierungspräsidium prüft derzeit weitere Maßnahmen im Heegwasser, um auch die Verhältnisse im Naturschutzgebiet des Lampertheimer Altrheins langfristig zu stabilisieren – insbesondere mit Blick auf künftige Trocken- und Hitzeperioden.
Das Regierungspräsidium unterhält den Altrheinsee im Auftrag des Landes Hessen. Dieser ist vom Zufluss des Rheins häufig abgeschnitten. Der Rhein staut jedoch in das Gewässer zurück. Außerdem speist sich der See aus Grundwasser. Insbesondere in den Sommerhalbjahren bei den dann niedrigen Rheinwasserständen findet jedoch kaum ein Wasseraustausch in dem rund vier Meter tiefen See statt. Darin reichern sich in der Folge immer mehr Nährstoffe aus Phosphor- und Stickstoffverbindungen an. Mittels Photosynthese können sich Algen und andere Wasserpflanzen vermehren, was die Sauerstoffverhältnisse verschlechtert und schlimmstenfalls – wie etwa 2019 – zu einem Fischsterben führen kann.
Hintergrund
Sauerstoffmangel und Faulschlammbildung sind im Grunde genommen natürliche Erscheinungen. Im Heegwasser beeinträchtigen sie jedoch den seeeigenen Regenerationskreislauf. Dieser kam in der Vergangenheit bereits zeitweise zum Erliegen. Der Sauerstoffgehalt sank dann unter vier Milligramm pro Liter, was für aquatische Lebewesen zum Teil lebensbedrohlich ist.
Algen produzieren tagsüber zwar große Mengen an Sauerstoff, nachts zehren sie aber gelösten Sauerstoff aus dem Gewässer. Zudem wird nach ihrem Absterben durch biologische Zersetzungsprozesse ein Vielfaches des im Wasser gelösten Sauerstoffs verbraucht. Die aufgenommenen Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoff werden wieder dem Wasserkörper zurückgeführt und stehen daher dem Wachstumskreislauf erneut zur Verfügung. Im Herbst belastet dann der Laubeintrag zusätzlich die Abbauprozesse im Heegwasser. Das nicht zersetzte organische Laub sinkt auf den Seegrund und wandelt sich dort zu Faulschlamm um. Dessen Gase verbrauchen wiederum den Sauerstoff im Gewässer. Teilweise sind sie sogar giftig für Fische.