Mehrere Personen vor einer Baustelle

Regierungspräsidium Darmstadt

Regierungspräsidentin besucht Merck-Baustelle

Zentrale Abwasserbehandlungsanlage des Unternehmens wird zur Umsetzung der Spurenstoffstrategie erweitert

Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid hat gestern die Baustelle zur vierten Reinigungsstufe des Wissenschafts- und Technologieunternehmens Merck besucht. Das Unternehmen erweitert freiwillig seine zentrale Abwasserbehandlungsanlage (ZABA) und leistet so einen Beitrag zur Umsetzung der Spurenstoffstrategie für das Hessische Ried.

Das Ried hat einen besonderen Stellenwert für die Wasserversorgung im Rhein-Main-Gebiet. Aufgrund der hohen Siedlungsdichte sind die abflussarmen Fließgewässer stark durch Abwasser belastet. Da zwischen den Bächen und dem Grundwasser ein intensiver Austausch stattfindet, gelangen über die Bäche im Ried auch Spurenstoffe aus dem Abwasser in das hiesige Grundwasser – etwa Arzneimittelrückstände, aber auch Haushalts- und Industriechemikalien.

Der Spatenstich auf der ZABA erfolgte bereits im November 2021. Die Gesamtkosten der Maßnahmen betragen voraussichtlich zwölf Millionen Euro. Eine finanzielle Förderung seitens des Landes erfolgt hierbei nicht. „Merck leistet mit der Errichtung einer weiteren Reinigungsstufe auf seiner Abwasserbehandlungsanlage einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Gewässerschutz hier bei uns und übernimmt damit unternehmerische Verantwortung für die Region“, so Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid.

Das Unternehmen Merck hatte Ende 2020 Bau und Betrieb einer weiteren Behandlungsstufe (sogenannte vierte Reinigungsstufe) auf dem Gelände der ZABA am Standort Darmstadt beantragt. Das Regierungspräsidium Darmstadt erteilte die diesbezügliche Genehmigung im vergangenen Herbst. Merck ist das erste Industrieunternehmen in Südhessen, das eine vorhandene Abwasserreinigungsanlage um eine zusätzliche Behandlungsstufe erweitert. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2023 geplant.

In einer weiteren Behandlungsstufe (vierte Reinigungsstufe) wird Abwasser, welches bereits drei Behandlungsstufen (Mechanische Reinigung, chemische Reinigung und biologische Reinigung) durchlaufen hat, einer zusätzlichen Behandlung (Reinigung) unterzogen. Sie besteht aus einer Filtration und einer Adsorption mit Aktivkohle. Alle bei Merck am Standort Darmstadt anfallenden Abwässer werden über ein Kanalsystem in die ZABA zur Behandlung abgeleitet. Die Gesamtmenge des Abwassers liegt dort im Jahr bei rund 2,7 Millionen Kubikmetern (circa 6800 Kubikmeter pro Tag). Das Vorhaben zielt hauptsächlich auf die Verringerung des Eintrags von Spurenstoffen und des gesamten organisch gebundenen Kohlenstoffs in den Landgraben/Darmbach ab.

Hintergrund

Laut der Spurenstoffstrategie Hessisches Ried soll der Eintrag von Spurenstoffen in die Gewässer reduziert werden. Zentrale Bausteine der Strategie sind Vorsorgemaßnahmen, die Stoffe schon in ihrer Entstehung sowie deren Eintrag in die Umwelt vermeiden beziehungsweise reduzieren. Neben dem Vorsorgeprinzip ist ein weiterer wichtiger Baustein, Kläranlagen mit einer zusätzlichen Behandlungsstufe auszustatten. Ausgewählte kommunale Kläranlagen im Ried werden vom Land Hessen hierbei erheblich finanziell unterstützt.

Die vierte Reinigungsstufe der Kläranlage Mörfelden-Walldorf soll bereits im kommenden Jahr in Betrieb gehen. Sie besteht aus einer Ozon- und anschließender Pulveraktivkohlebehandlung. Darüber hinaus wird neben der Spurenstoffelimination noch eine Flockungsfiltration zur verbesserten Phosphorelimination errichtet. Hier beteiligt sich das Land mit rund 4,6 Millionen Euro.

Im Frühjahr erfolgte der Spatenstich für den Baubeginn der Kläranlage des Abwasserverbandes Bickenbach, Seeheim-Jugenheim. Bestehend aus einer Behandlung mit Ozon und granulierter Aktivkohle, sollen 80 Prozent der im Abwasser enthaltenden Spurenstoffe entfernt werden. Das Land Hessen unterstützt das Bauvorhaben mit fast fünf Millionen Euro.

Auch die Kläranlagen der Gemeinde Büttelborn und der Stadt Griesheim, des Abwasserverbandes Langen, Egelsbach, Erzhausen sowie die Kläranlage Weiterstadt sollen noch mit einer vierten Reinigungsstufe ausgestattet und dabei finanziell vom Land unterstützt werden.

Die Wissenschaftsstadt Darmstadt erhielt im Mai vom Regierungspräsidium Landesmittel für die Durchführung einer Machbarkeitsstudie zur Ermittlung der optimalen Verfahrenskombination für ihr Zentralklärwerk.

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