Darmstadt/Offenbach. Die Arbeiten zum Ausbau des Main-Winterdeichs haben im Abschnitt Rumpenheim mit dem ersten Baggerbiss ihren Anfang genommen. Zu diesem Anlass kamen am Dienstagnachmittag neben Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid Vertreter der Stadt Offenbach sowie Anwohnerinnen und Anwohner aus Rumpenheim zusammen. Die Sanierung des Deichs ist eine wichtige Maßnahme für den Hochwasserschutz in Offenbach – die den Stadtteil auch gegen ein 200-jährliches Hochwasser sichern soll.
Durch die Sanierung wird die Standsicherheit des Deichs sichergestellt: Auch dort, wo teilweise mobile Hochwasserschutzelemente eingesetzt werden. Im Falle eines Hochwassers werden die Be-
dingungen für die Deichverteidigung und für die Deichunterhaltung erheblich verbessert. Unter anderem dadurch, dass Deichschutzstreifen eingerichtet sowie durchgängige Zufahrten und Wege hergestellt werden.
Das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt berät – wie in diesem Fall – die Kommunen bei der technischen Lösung und bei der Antragsstellung für die Finanzierung der Maßnahme. Dabei ist das RP im Falle einer Deichverteidigung beratend für die kommunalen Einsatzkräfte tätig. „Das zeigt, wie wichtig das gemeinsame Handeln gerade bei dieser Thematik ist. Das nächste extreme Hochwasser wird kommen. Darauf müssen wir vorbereitet sein“, betont Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid. „Gemeinsam mit den Kommunen unternimmt das Land Hessen große Anstrengungen, die Menschen zu schützen. Dafür danke ich allen, die sich dieser elementaren Herausforderung stellen.“
Planungs- und Baudezernent Paul-Gerhard Weiß von der Stadt Offenbach: „Heute ist ein guter Tag für den Schutz der Offenbacher Bevölkerung vor den Gefahren durch Hochwasser, mit denen wir wegen des Klimawandels künftig häufiger rechnen müssen. Mit der Sanierung und Erhöhung des Deichs in Rumpenheim und anschließend im Innenstadt-Bereich verbessern wir den Schutz vor einem extrem hohen Hochwasser, das statistisch alle 200 Jahre vorkommt.“
Die Fertigstellung des Abschnittes in Rumpenheim ist für Herbst dieses Jahres vorgesehen. Der Ausbau des Maindeichs in der Innenstadt zwischen der Carl-Ulrich-Brücke und dem ehemaligen Farbwerke-Gelände, heute Innovationscampus, ist für die Jahre 2024 und 2025 geplant.
Den eigentlichen Hochwasserschutz übernimmt künftig nicht mehr der gemauerte Deich selbst. Stattdessen werden Spundwände vor dem Deich (auf Flussseite) bis zu acht Meter tief in den Boden eingebracht. Sie übernehmen die Funktion, das Wasser am Eindringen in den Deich und in die angrenzenden Straßen und Wohngebiete zu hindern. Zugleich finden Sanierungsarbeiten am Deichbauwerk statt.
Derzeit wird noch die notwendige Kampfmittelsondierung durchgeführt. Da die Spundwände bis zu acht Meter tief in den Boden reichen, müssen auch die Untersuchungen bis in diese Tiefe erfolgen.
Das Gesamtprojekt wird durch das Land Hessen gefördert. Die Stadt Offenbach erhält rund 85 Prozent Zuschüsse auf die förderfähigen Ausgaben des Hochwasserschutzes. Im Dezember 2021 übergab Umweltministerin Priska Hinz der Stadt Offenbach einen Förderbescheid in Höhe von 6.225.000 Euro. Die Förderung wurde im Juni vergangenen Jahres auf 12.928.510 Euro erhöht. Die Abwicklung der Förderung erfolgt über die Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen.
Hintergrund: Deichbau im Land Hessen
Vor 30 Jahren hat das Land Hessen ein Programm zur Sanierung der Deiche an Rhein und Main sowie den Zuflüssen ins Leben gerufen, die durch Hochwasser dieser bedeutenden Flüsse betroffen sind. Im Wesentlichen handelt es sich um Deiche und andere Hochwasserschutzanlagen mit einer Länge von mehr als 90 Kilometern, die sich im Eigentum des Landes befinden. Insgesamt hat das Land Hessen dafür mehr als 260 Millionen Euro investiert. In den nächsten fünf Jahren stehen weitere Investitionen in Höhe von etwa 70 Millionen Euro an, insbesondere für kommunale Deiche, die von einem Rhein- oder Mainhochwasser betroffen sind.
Insgesamt überwacht das Regierungspräsidium Darmstadt entlang des Rheins und des Mains circa 167 Kilometer Deiche. Dieses Deichsystem schützt in Südhessen insgesamt etwa 400.000 Menschen und Vermögenswerte in Milliardenhöhe.