Die gestern entschärfte Weltkriegsbombe in Frankfurt am Main hat alle Beteiligten in besonderem Maße gefordert. Die Abläufe zwischen den Einsatzkräften und dem Kampfmittelräumdienst des Regierungspräsidiums Darmstadt waren optimal eingespielt.
Für den Kampfmittelräumdienst war die Herausforderung eine besondere, da der Zünder erst nach aufwändigen Vorarbeiten identifiziert werden konnte, wovon die entscheidende Frage abhing, ob eine Entschärfung möglich oder eine kontrollierte Sprengung nötig ist. Alexander Majunke, Leiter des Kampfmittelräumdienstes, der mit einem Team von fünf weiteren Experten vor Ort war, musste mittels Sandstrahltechnik die Zünder der Bombe behutsam freilegen. Über die Jahrzehnte hinweg hatten sich Verkrustungen aus Dreck und Schlamm an der Bombe gebildet. Erst nach dieser aufwändigen Vorarbeit, die mit größter Präzision vorgenommen werden muss, war letztlich klar, um welche Zünder es sich handelt und dass eine Trennung der Zündkette möglich ist.
Um im Falle einer kontrollierten Sprengung für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, wurden entsprechende Sicherheitsvorkehrungen getroffen: Dazu wurden 500 Tonnen Sand und die Zuleitungen für das Befüllen von knapp 50.000 Litern Wasser in sogenannten Big Bags an die Fundstelle herangeschafft. Damit wäre die Bombe abgedeckt worden, um die Sprengkraft abzufangen. Unterstützt wurde der Kampfmittelräumdienst durch das THW, das im Vorfeld eine Abdeckung der Sprenggrube – in Form eines Deckels aus massiven Holzbalken – gebaut hatte.
Schließlich konnten aber beide Zünder aus der Bombe ausgebaut werden. Die Zünder selbst wurden noch direkt vor Ort gesprengt, die Bombe zeitgleich abtransportiert. „Plan A hat funktioniert, es hat alles nach unseren Vorstellungen geklappt“, sagte Alexander Majunke im Anschluss an die Entschärfung, und weiter: „Uns ist natürlich bewusst, dass es für jede einzelne Person ein großer Einschnitt ist, ihr Zuhause oder die gewohnte Umgebung verlassen zu müssen. Wir müssen das aber komplett ausblenden und hoch konzentriert unsere Arbeit machen, umso schneller können die Menschen wieder zurückkehren.“
Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid hat der gestrige Einsatz wieder eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig es ist, „absolute Fachleute in unserer Behörde zu haben“. Die Regierungspräsidentin ergänzt: „Ich danke unserem Team und allen Beteiligten, die mit ihrer Arbeit die Sicherheit der Menschen gewährleisten.“ Brigitte Lindscheid erinnerte daran, dass die meisten Einsätze des Kampfmittelräumdienstes für wesentlich weniger Aufsehen sorgen, aber ebenfalls ein Höchstmaß an Präzision und Professionalität erfordern.
An den Maßnahmen in Frankfurt waren neben dem Kampfmittelräumdienst das Frankfurter Ordnungsamt mit der Stadtpolizei, die Feuerwehr Frankfurt mit haupt- und ehrenamtlichen Kräften, die Hilfsorganisationen Technisches Hilfswerk, Deutsches Rotes Kreuz, Arbeiter-Samariter-Bund, Johanniter Unfallhilfe und der Malteser Hilfsdienst sowie die Polizei beteiligt. Über 600 Einsatzkräfte waren von Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisationen aus Frankfurt, dem Hochtaunuskreis sowie dem Main-Taunus-Kreis beteiligt.
Der Kampfmittelräumdienst des Regierungspräsidiums Darmstadt ist für ganz Hessen zuständig.